14.06.2025

Münster-Hiltrup -agh-. Für einen Moment sieht es wie ein Tanz aus zwischen dem Mann und der Frau in schwarzen breiten Hosen und weißen Jacken. Aber die Musik fehlt und dann fliegt der Mann auf die Matten. Es ist die nächste Übung im Aikido, die Kerstin Berkemeier zeigt.
Mit drei Tagen Lehrgang feierte Aikikai-Deutschland das Jubiläum von 60 Jahren Aikido in Deutschland. In der Turnhalle am Schulzentrum in Hiltrup trafen sich 210 Aikidokas, so Timo Reilmann. Gleich zwei Vereine aus Münster sind dabei. „Wir sind wie eine große Familie“, so Udo Geringhoff vom Aikido-Dojo am Kappenberger Damm. Die hat erstmal aus verschiedenen Dojos Matten zusammengetragen, auch von einem Judo-Verein. So erreicht die Mattenfläche 588 Quadratmeter. Die werden gebraucht.
Aus dem ganzen Bundesgebiet kommen Teilnehmer, allein aus Aachen ein gutes Dutzend, aus dem Ausland sind vertreten Polen, Italien, die Niederlande, Frankreich – teils beobachtend, teils als Teilnehmer.
Von der Tribüne der Turnhalle betrachtet entfaltet sich auf den Matten in zwei Hallenteilen so etwas wie ein Tanz. Einer geht als Angreifer auf einen Verteidiger zu, die Arme ausgestreckt, gerät in einen fließenden, aber erzwungenen Lauf um das Zentrum, mit dem Verteidiger – bis er herausgeschleudert wird und sanft auf Matten abrollt. Und der nächste, und der nächste. Bis die Rollen wechseln. So erreiche man viel Bewegungs-Erfahrung, erklären die Trainer, und das aus beiden Perspektiven. Das helfe auch beim entspannten Atmen, ein Prinzip des Aikido. Weder im normalen Training noch hier beim Lehrgang wird nach Geschlecht, Alter oder Größe getrennt. Nur bei Kindern und Jugendlichen mache man einen Unterschied. Aikido könne man auch spät beginnen und lange betreiben. „Von 6 bis 99“ gehe das, meint Giulio Benedetti. Auf den Matten ist mancher über die 70 hinaus, andere um die 18, da und dort sind jüngere. Der Anteil von Frauen und Männer sei grob gleich.
Früher hätten viele zum Aikido gefunden mit der Motivation Selbstverteidigung, so Roland Hofmann, Vorsitzender des Aikikai Deutschland, längst sei es eher der Aspekt Gesundheit. Wettkämpfe gebe es nicht. „Nach Schwimmen ist das die gesündeste Sportart, die es gibt“, meint Hofmann. Es mache im ganzen Leben beweglicher. Und es steigere, so Reilmann, die Konzentration.
Die Trainer wechseln, Kerstin Berkemeier übernimmt. Sie ist die jüngste Trägerin des 6. Dans. Die Münsteranerin zog nach Düsseldorf, Sitz der ersten Aikido-Schule Deutschlands, zum Meister aus Japan. Die erste Übung zeigt sie mit ihrem Mann. „Nicht stehenbleiben, dem Partner ein gutes Gefühl geben!“, gibt sie den Teilnehmern mit.
Weil das Training so partnerorientiert ist, schlug die Pandemie durch. Anderthalb Jahre kein Training, resümiert Udo Geringhoff, ein Gründungsmitglied des Aikido-Dojo Münster. Auch Reilmann kommt zu ernüchternden Zahlen. Gerade die Anfänger habe man verloren, Fortgeschrittene kaum. Jetzt liege man knapp unter den Zahlen vor Corona.
Das 60. Jubiläum von Aikido in Deutschland feiern die Sportler im Allwetterzoo. Bundesweit gibt es etwa 5500 Aikidokas. Münster ist stark dabei, mit derzeit 250 Aikidokas. Hier gibt es die älteste Aikido-Schule und den ältesten Aikido-Verein Deutschlands. Das Jubiläum feiere man nicht umsonst in Münster.

(5490) Hier gibt Kerstin Berkemeier der Partnerin reichlich Energie mit auf dem Weg in die Matte. Foto: A. Hasenkamp.
(5374) Ein tänzerisch anmutender Moment vor einem erzwungenem Flug: Aikido zeigt fließende Bewegungen. Foto: A. Hasenkamp.

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