[Münster – 06.02.2025] In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar haben Unbekannte die Eingangsfassade des Wolfgang Borchert Theaters, sprich die Fassade des Flechtheimspeichers und die Gedenksäule von Alfred Flechtheim mit roter Farbe besprüht. Offenbar sollte sich der Protest gegen die CDU richten, die am Abend des 6. Februars für eine eigene Veranstaltung, eine Lesung mit Norbert Röttgen aus seinem Buch „Demokratie und Krieg“ den Saal des Theaters am Hafen gemietet hatte.
Am vergangenen Sonntag erhielt Intendantin Tanja Weidner bereits zwei Protest-Mails mit exakt identischem Inhalt und der Aufforderung, dem Münsteraner CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Nacke bei der Lesung, die er moderiert, keine Bühne zu geben.
„Das Wolfgang Borchert Theater steht für den Dialog, eines der wichtigsten Elemente und der größten Stärken der Demokratie. Ich bin ganz klar der Meinung, ein Rede- und Auftrittsverbot gegenüber einem Politiker einer demokratischen Partei, dessen Meinung wir eventuell nicht vertreten, würde unser humanistisches Erbe verraten. Bei allem Verständnis für politischen Protest: Die Akteure von heute Nacht haben die Stele eines jüdischen und von Nazis verfolgten Kunstsammlers beschmiert, der 1937 im Exil starb und dessen Frau sich 1941 das Leben genommen hat, als sie von den Nazis den Aufruf zur Deportation erhielt. In diesem Kontext erinnert die Aktion an faschistische Gewalttaten – vor denen nur wenige Stunden zuvor auf unserer Bühne im Stück „Herzfaden“ gewarnt wurde. Wer damit die Demokratie bewahren will, hat ganz klar das Thema verfehlt.“