18.02.2025

Hubert Wolf befragt Traditionen in der katholischen Kirche

Professor Dr. Hubert Wolf spricht 2019 im Pfarrheim St. Bernhard zu Traditionen in der katholischen Kirche.. Foto: A. Hasenkamp.
Überblick: Im vollbesetzten Pfarrheim von St. Bernhard in Angelmodde sprach der renommierte Kirchenhistoriker Hubert Wolf über die Bedeutung von Traditionen in der katholischen Kirche. Eingeladen vom Arbeitskreis Ökumene Münster-Südost betonte Wolf, dass Reformen der Kirche nicht im Widerspruch zu ihrer Tradition stünden, sondern sich auf frühere Praktiken stützen könnten. Dabei nahm er kritisch Strukturen in den Blick, die den Blick auf Christus versperren, und sprach sich für die Aufwertung von Frauen und Laien sowie für eine Überprüfung des Pflichtzölibats aus. „Die Geschichte ist ein theologischer Erkenntnisort“, erklärte Wolf und forderte eine offene Diskussion über alle Traditionen der Kirche, um deren Zukunftsfähigkeit zu sichern. Der Vortrag, der viele Fragen aufwarf, bot inspirierende Denkanstöße für eine Kirche im Wandel.

Münster-Angelmodde (agh). Über Traditionen in der katholischen Kirche sprach am Dienstagabend im Pfarrheim von St. Bernhard in Angelmodde Hubert Wolf. Der Saal war voll, als Dirk Wilke als Vertreter des einladenden Arbeitskreises Ökumene Münster-Südost den Professor für mittlere und neuere Kirchengeschichte begrüßte. Mit einem Rückgriff auf vergessene Traditionen andere Wege in die Zukunft zu bahnen, so ließe sich Wolfs Anliegen beschreiben. Und dass der christliche Glaube noch Gutes bringen und eine Aufgabe habe, diese Auffassung unterstrich der Wolf, Priester seit 1985, zum Schluss nachdrücklich.

Hubert Wolf sieht Geschichte als „theologischen Erkenntnisort“

Reform, wörtlich genommen, greife auf früher Vorhandenes zurück, und „dann hat der Historiker etwas zu sagen“. Und Tradition sei ein gutes Argument gegenüber Änderungen skeptischen „Traditionalisten“.
„Wir müssen die gesamte Tradition auf den Tisch legen – und die Schrift natürlich“, fordert Wolf, die Geschichte sei „ein theologischer Erkenntnisort“. Infrage stellen solle man jene Strukturen, die der Verkündigung im Wege stünden, „Strukturen, die den Blick auf Christus verhindern, stehen auf dem Prüfstand.“ Nur Evangelisierung zu forcieren, greife zu kurz. So rückten Themen auf die Tagesordnung wie die Rolle der Frau, und der Laien und der Pflichtzölibat.

Reform sei Strukturprinzip der katholischen Kirche

Reform sei Strukturprinzip der katholischen Kirche; sie sei ohne Reform eine Sekte. So wechselten päpstliche Bewertungen, was einmal „pestilentium error“ war, war einem späteren Papst „immer schon Aufgabe“. Gab es einmal eine Art gemeinsame Beratung von Papst und Kardinäle, galt später wieder und bis heute die vereinzelnde Privataudienz.
Unterschiedliche Praktiken in verschiedenartigen Regionen des Katholizismus zu praktizieren, sei nicht unbedingt eine Gefahr für die Einheit der Kirche – dagegen spräche die Erfahrung mit solchen Unterschieden beim Sakrament der Buße. Die Anerkennung eines Diakon Phoebe ist nur ein Hinweis auf eine andere Rolle von Frauen. Laien seien sich ihrer Bedeutung zu wenig bewusst, so Wolf, dabei laufe ohne sie nichts.
Dem lebhaften Vortrag folgten viele Fragen. Ob die Kirche reformfähig sei (ja), beim letzten Abendmahl wirklich nur Männer anwesend waren, und: „Warum passiert denn da nichts?“, oder wie man zu Wandel in der Kirche kommen könne.

Bibel kennt Diakon und eine Diakonin, so Hubert Wolf

Dass in der Bibel kein Priesteramt erwähnt ist, wohl aber der Diakon und in der Überlieferung auch der Diakon Phoebe angesprochen wird, erwähnte Wolf. Und es gab unterschiedliche Ämter wie den Wanderpropheten oder Presbyter. Eine Frau erhielt am Grab Jesu den Auftrag, von der Auferstehung zu verkündigen.

Dirk Wilke begrüßte für den Arbeitskreis Ökumene Münster-Südost Prof. Dr. Hubert Wolf im Pfarrheim St. Bernhard



Zusammenfassung: Hubert Wolf, Kirchenhistoriker und Priester, sprach in Angelmodde über die Bedeutung vergessener Traditionen als Wegweiser für Reformen in der katholischen Kirche. Er betonte, dass Reformen tief in der Geschichte und Tradition verwurzelt seien und Strukturen, die die Verkündigung behindern, überprüft werden müssten. Themen wie die Rolle von Frauen, Laien und der Pflichtzölibat seien entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Kirche. Wolf bezeichnete Geschichte als „theologischen Erkenntnisort“ und forderte eine offene Diskussion über Traditionen, um Wandel zu ermöglichen. Der Vortrag von Hubert Wolf über katholische Traditionen stieß auf reges Interesse und lebhafte Diskussionen.

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