Großer Andrang macht Ausstellung zum „Dorftreffen“
Münster-Angelmodde -agh-. Der ehemalige Angelmodde Bahnhof war auch ein Treffpunkt. Den Zweck erfüllte am Sonntagmorgen die Ausstellung über ihn im Gallitzinhaus. So groß wie der Schankraum im ehemaligen Angelmodder Bahnhof sind der größte Raum des Gallitzinhauses und der Flur zusammen, schätzt Ludwig Mädel, Sohn der Gastwirte jenes Treffpunkts. Beim Eröffnen der Ausstellung zum Bahnhof sind die beiden Räume dicht gedrängt voll – der Bahnhof als „Tor zur Welt“ und als Treffpunkt trafen einen Nerv in der Angelmodder Bevölkerung.
Engelbert Honkomp muss sich zur Begrüßung in den Türrahmen stellen, damit alle ihn hören können. Mehrere Generationen kommen zusammen. „Was haben wir uns lange nicht mehr gesehen!“, man findet auf den aufwändig reproduzierten Fotos Nachbarn, den Volksschullehrer Paul Reiser, Honoratioren, auch die eigene Verwandtschaft oder sich selbst als kleiner Junge, wie Bernhard Homann-Niehoff, man vergleicht Fotos des Bahnhofs mit seinem ebenfalls ausgestellten Modell. Ein Trio von Klassenkameraden steht beisammen, Irene Recker, geborene Junglas, Josef Reinker und Bernhard Ontrup, drei aus einer Klasse von 53 Schülern – alle WLE-Nutzer.
„Ich bin hier großgeworden“, sagt Recker, und mit der WLE gefahren bis zu deren Ende als Mittel des Personentransports, 1974. Zur Schule, zur Arbeit, von der Schicht bei der Bundesbahn heim. „Ich vermisse das ja richtig“, bekennt sie. Sie freuten sich, erzählt Reinker, als die WLE endlich nicht mehr schon an der Hafenstraße endete, sondern bis in den Hauptbahnhof fuhr. Den Triebwagen mochte Recker besonders. Zuvor gab es die Dampflokomotive. Im Winter fror das Wasser der Lok auch mal ein, so eine Anekdote von Hein Götting, dann fuhr man – leider – später zur Schule nach Münster. „Innen drin Holzbänke, es rappelte alles“, erinnert er sich. Busse gab es lange nicht, dann mal als Ersatz spät in der Nacht. Dann nur noch Busse.
Die Exponate und Treffen sorgen dafür, dass im Gallitzin auch nach anderthalb Stunden noch Betrieb ist. Auch der Film mit vielen Szenen aus der Schankstube trägt dazu bei, den der WDR in den 60ern drehte. „Hammer!“, sagt Thomas Reichelt.
Die Ausstellung im Gallitzinhaus der Heimatfreunde Angelmodde ist zu sehen bis zum 30. November, samstags und sonntags von 16 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Fotos: Andreas Hasenkamp, Porträtfotograf in Münster
