16.03.2025

NS-Raubkunst: Stadt Münster gibt Pankok-Gemälde an jüdische Erben zurück

Das Gemälde „Lesender junger Mann“ von Bernhard Pankok aus dem Jahr 1892. ©Stadtmuseum Münster

Das Werk „Lesender Mann“ gehörte dem jüdischen Tabakhändler Max Rosenfeld / Stadtmuseum zeigt Werk in Ausstellung ab dem 7. März 2025

Münster (SMS). Die Stadt Münster gibt das Gemälde „Lesender Mann“ von Bernhard Pankok (1872-1943) aus der Sammlung des Stadtmuseums an die rechtmäßigen Erben des jüdischen Tabakhändlers und Kunstsammlers Max Rosenfeld zurück.

Untersuchungen haben erwiesen, dass das Gemälde seinem Eigentümer während der NS-Herrschaft „verfolgungsbedingt entzogen“ wurde. Die Rückgabe erfolgt auf Grundlage der Washingtoner Prinzipien von 1998, die eine faire und gerechte Lösung für NS-Raubkunst anstrebt und der sich die Stadt Münster verpflichtet sieht.

„Wir sind sehr froh, dass wir den Fall schnell klären konnten und danken auch der betroffenen Familie für den guten Austausch“, sagt Kulturdezernentin Cornelia Wilkens. „Die Rückgabe dieses Gemäldes ist ein wichtiger Schritt zur historischen Aufarbeitung.“ 

PankokAusstellung in Münster vom 7. März bis 27. April 2025

Vor der Rückgabe zeigt das Stadtmuseum Münster das Werk ab Freitag, 7. März, in der Ausstellung „Die Rückgabe des Gemäldes ‚Lesender Mann‘“. Im Fokus stehen das Verhältnis und die Freundschaft des Künstlers Bernhard Pankok mit dem jüdischen Tabakhändler Max Rosenfeld. Die Präsentation zeigt zudem ein Pankok-Porträt von Max Rosenfeld sowie Fotos und Entwurfsarbeiten. Historische Dokumente geben weitere Einblicke in die Beziehung von Künstler und Sammler. Die Ausstellung endet am 27. April 2025.

Das Porträt Max Rosenfelds von Bernhard Pankok aus dem Jahr 1939 ist in der Ausstellung ab dem 7. März zu sehen. ©Stadtmuseum Münster

Das Gemälde „Lesender Mann“ von Bernhard Pankok aus dem Jahr 1892 gehört zu den Frühwerken des Malers und Designers. Es zeigt einen in Lektüre versunkenen Mann. Als Modell saß Pankoks Studienkollege Wilhelm Köster. Das Stadtmuseum Münster hatte das Gemälde im Jahr 1992 beim Auktionshaus Lempertz in Köln – ohne Kenntnis der Vorgeschichte – gekauft.

Provenienzforschung weist Raubkunst nach

Der Provenienzforscher Kai Artinger vom Kunstmuseum Stuttgart konnte im Rahmen seiner Untersuchungen nachweisen, dass es sich bei dem Werk um Raubkunst handelt. Die Recherchen wurden durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung sowie die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Artinger forscht seit 2014 zur Herkunft von Kunstwerken im Kunstmuseum Stuttgart und entdeckte dabei die Hintergründe des Pankok-Gemäldes in Münster. 

Das Gemälde geht an die Erben des Sammlers Max Rosenfeld, die heute in den USA leben, zurück. Rosenfelds jüngerer Sohn Paul Georg (1906-1988) emigrierte Anfang Dezember 1938 mit seiner Familie über die Niederlande in die USA. Dort leben nun die Urenkel von Max Rosenfeld.

Bild: Das Gemälde „Lesender junger Mann“ von Bernhard Pankok aus dem Jahr 1892. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

Bild Porträt: Das Porträt Max Rosenfelds von Bernhard Pankok aus dem Jahr 1939 ist in der Ausstellung ab dem 7. März zu sehen. Foto: Stadtmuseum Münster. 

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen