14.12.2024

Oratorium „Unser Herrscher“ in St. Nikolaus Wolbeck uraufgeführt

Komponist und Dirigent Felix Bräuer mit Sopranistin Annette Richter-Westermann und Bass Tom Kessler. Foto: A. Hasenkamp.

Chöre und Orchester begeistern bei Inszenierung einer gelungenen Komposition von Felix Bräuer

Münster-Wolbeck -anh-. Was für ein Widerspruch, wie irritierend das gewesen muss – ein König, der nicht mit Gewalt handelt, eine ganz andere Botschaft hat. Wie kann das sein und warum soll man ihm folgen? Im Christkönigs-Fest spiegelt sich die zweitausend Jahre alte Frage und sie durchzieht das Oratorium „Unser Herrscher“ von Felix Bräuer, dass am Sonntag in seiner Uraufführung die Kirche St. Nikolaus bis auf den letzten Platz füllt.

In klassischer Weise majestätisch mit Bläsern und Pauke besetzt ist der Beginn, das „Festpräludium“ des Oratoriums, doch gleich darauf setzen Bass und Sopran die Frage, wer dieser König der Herrlichkeit sei, der „furchterregend ist für die Herrscher der Erde, er bricht ihren Hochmut“. Er ist radikal anders, und die Solisten rufen auf, sich nicht auf die Fürsten zu verlassen, denn „sie sind Menschen, sie können ja nicht helfen“. Und zwar den Unterdrückten, den Hungernden, Blinden, die Fremden, Waisen und Witwen. An ihn wendet sich die Bitte, ihnen seinen Frieden zu geben – im „dona nobis pacem“ ist der Chor gefordert, Kirchenchor und das Vokalensemble TonArt, unaufgeregt eindringlich zu singen. Für ihre Leistung spricht, dass dieser Part Teil der gern noch einmal gehörten Zugaben wurde. Der Chor findet schnell zu großer Synchronizität, die der Komponist dem Zusammenwirken eines breit besetzten Orchesters mit etwa 40 Sängerinnen und Sängern auch abverlangt. So können im Choral nach dem Intermezzo II im Gesang die Querflöten hell aufblitzen, einer der besonderen musikalischen Reize dieses Oratoriums. Dann inszenieren Bass, Sopran und Chor die andere Art dieses Königtums, nicht „von dieser Welt“, Felix Bräuer steckt es in ein Decrescendo des Basses im „nicht von hier“ – ein spannungsgeladener Auftakt zum Aufruf zum Frohlocken im Sopran, zum Halleluja des Chors, schlicht und wirkungsvoll verteilt auf Männer- dann Frauenstimmen. Noch einmal lebt der Text deutlich, wenn der Chor den Christ König im Crescendo „herrlich schreiten, Licht verbreiten“ lässt.
Die Kontraste und die Klarheit gewinnen durch die Momente der Stille, die ihnen direkt folgen und die Worte wirken lassen. Dazu treten die instrumentalen Einschübe des „Trosts“, der „Consolatio“. Lange feierte das Publikum die geschlossene Leistung der Instrumentalisten, der Gesangs-Solisten Annette Richter-Westermann und Tom Kessler, und der Chöre – und des Komponisten Felix Bräuer.
Das Feiern des 100. Kirchenchor-Jubiläums vollzog sich ganz nebenbei, doch sicher intensiv. Im langen Applaus, das auch der Kirchenchor von St. Nikolaus im Verbund der Beteiligten im Altarraum entgegennahm, und beim Herausgehen aus der Kirche, im Applaus und der Zuwendung, mit strahlenden Gesichtern und individuellem Applaus und Zunicken, durch die Wolbecker in den Gängen. Im Oktober 2023 hatten die Proben begonnen, so Lukas Füllenkemper, Sänger im Kirchenchor. Nun sei er „platt, aber auch glücklich und zufrieden“.


Eine geschlossene Leistung für ein Oratorium mit Klarheit und musikalischen Besonderheiten boten Orchester und Chöre in St. Nikolaus zur Uraufführung. Foto: agh.

Post
Filter