Voller Saal im Bürgerhaus Telgte
Telgte -agh-. Dass es heute Abend der echte Udo Jürgens sei, bejaht die Dame am Empfang, mit einem Zwinkern. Sein weißer Flügel ist da, eine ganze Band, fünf Sängerinnen und zwei Sänger, ein Keyboard, Schlagzeug und Gitarre, und viele Fans, nur wenige Plätze sind frei im Bürgerhaus Telgte. Am Flügel sitzt eine junge Frau – aber sie geht, und es kommt Udo, oder einer, der ihm äußerst ähnlich sieht. Nicht nur das weckt Erinnerungen beim Konzert „Udo singt Udo Jürgens Welterfolge“.
Es sei ja „richtig voll hier – seine Lieder werden uns noch viele Jahre begleiten“ – es kommt bejahender Applaus. Udo Jürgens habe viele gesellschaftliche Dinge hinterfragt in seinen Liedern.
Die Reaktion auf „in diesem ehrenwerten Haus“ spricht dafür, dass die Fans Jürgens auch dafür sehr schätzen. Dann singt Udo mit und für seine Tochter, „ich wünsche die Liebe ohne Leiden“. Kennt die Mehrheit des Publikums denn auch die Texte? „Ich singe den ersten Ton“, sagt Udo. „Grie…“, da geht es los im Publikum und immer weiter, Udo ist still, die Instrumente spielen, das Publikum singt weiter, „schenk noch mal ein“ – das Publikum singt das ganze Lied selbst. Und erst dann singt es Udo selbst.
Charmant weiß Udo überzuleiten, charmant klärt er Altersfragen. Gerade sei er 60 geworden – Applaus –, ob jemand im Saal über 50 sei? „Nee“. Tatsächlich sind einige deutlich jünger, da und dort sind zwei Generationen erschienen.
„Man ist damit aufgewachsen“, sagt in der Pause Friedrich Dirks aus Telgte, in Zeiten, wo es nur drei Fernseh-Sender gab und Hans-Joachim Kulenkampff und Ilja Richter. Das Konzert hier sei für sie ein schöner Urlaubs-Abschluss, sagt Doris Dirks. Die Lieder mit auch kritischen Texten schätzt sie, die Darbietung auch. Das Saxofon aus dem Keyboard gefällt nicht so wie ein echtes. Sehr hoffe sie, dass „Ich war noch niemals in New York“ gegeben wird.
Ein Damentrio aus Telgte ist ebenfalls angetan. Eine nur von ihnen erlebte das Original, die andere sah ihn im Fernsehen, die dritte von der Eltern Schallplatten. Die Stimme sei ähnlich, sogar das Aussehen erstaunlich ähnlich – sie sind zufrieden. „Der ist gut.“ Eines wird gleich nach der Pause nicht so sein wie damals in der Halle Münsterland – da versammelten sich die Fans direkt vor der Bühne. Sie wussten, jetzt kommen die Lieder mit Dampf, die Platzkarten sind nicht so entscheidend. Karriere und Familie, das lief beim echten Udo nicht so gut. Ein Lied machte er daraus, der Udo in Telgte kann mithalten. Beziehungsweise wieder seine Tochter, und die ist gut bei Stimme.
„Die Sonne und Du“, das macht Sommer-Laune, „La-la-la-la-la-la“, auch 41 Jahre nach seinem entstehen.
Ganz echt kommt Udo Hotten im weißen Bademantel auf die Bühne, und es wird weiter gesungen. „Die Menschen sind alle verschieden, doch die Blumen blühen überall gleich.“
() Vom Party-Hit bis zur Gesellschaftskritik reichte die Bandbreite aus Udo-Jürgens-Liedern im Bürgerhaus mit Udo Hotten. Foto: agh.