25.04.2025

Von Afrin in den Integrationsrat Münsters: Roudy Ali und Schüler des Gymnasiums Wolbeck denken über Diskriminierung nach

Caroline Michel mit Roudy Ali. Die Syrerin erzählt in der Veranstatlung der "Wochen gegen Rassismus" in Münster von ihrem Weg vor Schülern des Gymnasiums Wolbeck. Foto: A. Hasenkamp.

Begegnung mit Kursen des Gymnasiums ermöglicht durch Förderverein und Treffpunkt Waldsiedlung

Münster-Wolbeck -agh-. Beeindruckt waren die Schüler zweier Kurse des Gymnasiums Wolbeck von dieser Biografie: In den „Wochen gegen Rassismus“ war Roudy Ali zu einem Gespräch mit zwei der vier Kurse für Praktische Philosophie und Religion der Jahrgangsstufe 10 gekommen.

Weitermachen – ein Weg für Roudy Ali

Ali stammt aus Afrin, einer Stadt im kurdisch geprägten Teil Nordsyriens, war zwangsverheiratet lebt seit 2015 in Deutschland, ist alleinerziehende Mutter eines Kindes, schloss ihr Studium der Sozialpädagogik an der Katholischen Hochschule in Münster ab, ist freie Journalistin beim WDR (Cosmo, Lokalzeit Münsterland) und wurde 2022 mit dem „Diana Legacy Award“ in London ausgezeichnet. Sie ist Mitglied im Integrationsrat der Stadt Münster.

Sie erzählte am Freitagmorgen von Herausforderungen, von Diskriminierung und Rassismus, von helfenden Menschen und nicht zuletzt vom Machen und Nicht-Aufgeben. Sie fand deutsche Eltern, die ihr wie die eigenen gewesen seien. Sie wollte ihre angefangenen Studien in Deutschland fortsetzen, war vom Erlernen der neuen Sprache überzeugt, lernte mit einer ehrenamtlich hilfsbereiten Lehrerin Deutsch jeden Tag von 7 bis 9 Uhr, „während die anderen in der Flüchtlingsunterkunft noch schliefen“. In Deutschland werde sie „nie“ studieren können, habe man ihr gesagt, der Bürokratie wegen. Sie schaffte es. Aufgeben ist für sie auch bei anderen Fragen keine Option gewesen. Man müsse sich Hilfe suchen, ein Netzwerk aufbauen.

Diskriminierungs-Erlebnisse in Szenen umgesetzt

Eine Schülerin zollte ihr Respekt für den Einsatz beim Sprachenlernen, einen Schüler hatte beeindruckt, wie sie sich treu blieb und weiterentwickelte. Zuvor hatten die Schüler kurze Theater-Szenen improvisiert Diskriminierungs-Erfahrungen – da zeigte sich Ali beeindruckt. Die Schüler hatten zwei Themen zur Auswahl „Thema 1: Ich habe erlet, wie ich selbst oder Mitschüler*innen wegen meiner/ihrer Herkunft diskriminiert oder sogar angegriffen wurden. Thema 2: Ich habe Bedrohungen oder Ängste bei der Begegnung mit ‚fremdländischen‘ Menschen erlebt.“

Ermöglicht durch Förderverein des Gymnasiums und Verein Treffpunkt Waldsiedlung.

Finanziell ermöglicht hatten die anderthalb Stunden der Förderverein des Gymnasiums und der Verein Treffpunkt Waldsiedlung. Der hatte die Veranstaltung initiiert: Wie mit dem Thema an junge Leute herankommen? Der Vorstand sprach Wolbecker Schulen an, mit dem Gymnasium klappte es. Zum Schluss konnten die Schüler mit Lego-Steinen abstimmen, ob es überflüssig gewesen sei oder ihnen etwas gebracht habe.

Fotos vom Besuch von Roudy Ali in Wolbeck

https://stiftung-gegen-rassismus.de/internationale-wochen-gegen-rassismus-2025
https://www.allesmuenster.de/welcome-to-my-family/
https://www.stadt-muenster.de/zuwanderung/rassismuskritische-arbeit/wochen-gegen-rassismus

Rassistisches Verhalten und Diskriminierung in Deutschland: Definition und Abgrenzung

1. Begriffsdefinitionen

Rassistisches Verhalten bezeichnet Handlungen, Äußerungen oder Strukturen, die Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Hautfarbe oder vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer bestimmten „Rasse“ abwerten oder ausgrenzen. Es kann bewusst oder unbewusst erfolgen und ist häufig mit Vorurteilen, Stereotypen oder Machtungleichgewichten verbunden.

Diskriminierung bedeutet eine ungerechtfertigte Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund bestimmter Merkmale wie Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder Behinderung. In Deutschland ist Diskriminierung unter anderem durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verboten.

2. Beispiele für rassistisches Verhalten und Diskriminierung

a) Individuelle Ebene

  • Direkte Beleidigungen und Hassrede: Jemand wird aufgrund seiner Hautfarbe als „nicht deutsch“ beschimpft oder in sozialen Medien mit rassistischen Kommentaren beleidigt.
  • Diskriminierung bei der Wohnungssuche: Vermieter lehnen Bewerber mit ausländisch klingendem Namen systematisch ab.
  • Benachteiligung im Berufsleben: Bewerber mit Migrationshintergrund erhalten trotz gleicher Qualifikationen weniger Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.
  • Racial Profiling durch die Polizei: Personen mit nicht-weißer Hautfarbe werden häufiger ohne konkreten Verdacht kontrolliert.

b) Strukturelle Ebene

  • Ungleiche Bildungschancen: Kinder mit Migrationshintergrund erhalten schlechtere Bildungsempfehlungen trotz gleicher Leistungen.
  • Fehlende Diversität in Führungsetagen: Wenige Menschen mit Migrationsgeschichte haben Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung.
  • Mediale Stereotypisierung: Berichterstattung stellt bestimmte ethnische Gruppen häufiger als kriminell oder rückständig dar.

3. Abgrenzung zu anderem Verhalten

Nicht jedes unfreundliche Verhalten oder jede Ablehnung ist automatisch rassistisch oder diskriminierend. Entscheidend ist die Motivation und die systematische Benachteiligung.

a) Keine Diskriminierung:

  • Sachliche Kritik an Kulturen oder Religionen: Eine kritische Debatte über religiöse Vorschriften oder kulturelle Normen ist keine Diskriminierung, solange sie nicht abwertend oder verallgemeinernd ist.
  • Persönliche Abneigung: Jemand lehnt eine Person aus persönlichen Gründen ab, nicht wegen ihrer Herkunft.
  • Objektive Auswahlkriterien: Eine Ablehnung aufgrund mangelnder Qualifikation oder anderer sachlicher Gründe ist keine Diskriminierung.

b) Graubereiche und problematische Fälle:

  • „Unbewusste Vorurteile“ (Unconscious Bias): Eine Person verhält sich unabsichtlich voreingenommen, z. B. bevorzugt sie Kandidaten, die ihr kulturell ähnlicher sind.
  • „Humor“ und Mikroaggressionen: Witze über Ethnien oder Akzente können diskriminierend wirken, auch wenn sie nicht bösartig gemeint sind.
  • Traditionen vs. Diskriminierung: Einige kulturelle Bräuche (z. B. Blackfacing im Karneval) werden zunehmend als rassistisch wahrgenommen, während Befürworter sie als Tradition verteidigen.

Fazit

Rassistisches Verhalten und Diskriminierung sind in Deutschland ernsthafte Probleme, die auf individueller und struktureller Ebene auftreten können. Während direkte Angriffe und Benachteiligungen klar abgrenzbar sind, gibt es Graubereiche, die gesellschaftlich diskutiert werden müssen. Eine differenzierte Betrachtung hilft, sachlich über das Thema zu sprechen und angemessene Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung zu ergreifen.