Einordnung für NRW und Münster-Südost
📌 Was bedeutet die „Profanisierung“ einer Kirche in der BRD?
Die Profanisierung (oder auch Entwidmung) einer Kirche bezeichnet den offiziellen kirchenrechtlichen Akt, durch den ein sakrales Gebäude seinen religiösen Status verliert und nicht länger als geweihter Ort für den Gottesdienst dient.
In der BRD erfolgt dies meist nach dem katholischen oder evangelischen Kirchenrecht.
➡ Katholisches Kirchenrecht (can. 1222 §2 CIC): Eine Kirche kann profaniert werden, „wenn sie wegen schwerer Umstände nicht mehr zum Gottesdienst verwendet werden kann und kein Schaden für das Heil der Seelen zu befürchten ist.“
➡ Evangelisches Kirchenrecht: Hier spricht man oft von „Entwidmung“; die rechtlichen Verfahren sind von der jeweiligen Landeskirche geregelt.
Die Profanisierung wird in der Regel mit einer offiziellen Liturgie (Abschieds- oder Entwidmungsgottesdienst) vollzogen. Danach ist das Gebäude nicht mehr dem Kult geweiht und darf (im Grundsatz) auch für weltliche Zwecke genutzt werden.
📌 Bekannte Folgen von Profanisierungen für die umliegende Bevölkerung
Die Folgen variieren je nach Region, Gemeindegröße und Bedeutung der Kirche. Typische Konsequenzen sind:
✅ Emotionaler Verlust: Für viele Gläubige und Anwohner ist die Kirche ein Identifikationsort. Ihre Schließung bedeutet den Verlust eines Symbols von Heimat, Tradition und Gemeinschaft.
✅ Räumlicher Verlust: Die Kirche war oft nicht nur Gotteshaus, sondern auch ein Versammlungsort für Gemeinde- und Kulturleben (z. B. Konzerte, Feste).
✅ Streit oder Unbehagen über Nachnutzung:
– Wenn aus der Kirche ein Restaurant, Loftwohnung oder Supermarkt wird, empfinden das manche als pietätlos.
– Auch kommerzielle oder kulturelle Umnutzungen (z. B. Kunstgalerien) können die Gemüter bewegen.
– Teilweise gibt es Proteste gegen bestimmte Umnutzungen.
✅ Verlust des Ortsbildes / Veränderungen im Stadtteil: Wenn Kirchengebäude abgerissen oder umgebaut werden, prägt das das Ortsbild erheblich.
📌 Was wird aus dem kirchlichen Leben in der Umgebung?
Die Profanisierung ist meist Folge von:
– Schwindenden Mitgliederzahlen
– Priestermangel / Pfarrermangel
– Strukturanpassungen in der Kirche (Zusammenlegung von Pfarreien/Gemeinden)
Die Folge für das kirchliche Leben ist in der Regel:
➡ Zusammenlegung von Gemeinden: Gläubige müssen nun Gottesdienste in einer weiter entfernten Kirche besuchen.
➡ Rückgang regelmäßiger Kontakte: Die lokale kirchliche Gemeinschaft löst sich oft teilweise auf oder wird schwächer.
➡ Mobilisierung oder neue Formen des Engagements: In manchen Fällen entstehen neue Initiativen (z. B. Fördervereine zur Rettung anderer Kirchen, stärkere Beteiligung am Gemeindeleben anderer Standorte).
➡ Verstärkung des Trends zur Entkirchlichung: Wenn eine Kirche vor Ort fehlt, schwindet bei manchen die Bindung an die Institution insgesamt.
📌 Beispiele für Nachnutzung
– Kulturzentrum (z. B. „Kulturkirche“ in Köln-Nippes)
– Restaurant (z. B. „L’Église“ in Köln)
– Wohnhaus / Loft
– Bibliothek (z. B. ehemalige St.-Peter-Kirche in Leipzig)
– Supermarkt (seltener, aber es gibt Beispiele)
Profanisierungen in NRW – und die Entwicklung der Zahlen seit 1980
Hier gibt zunächst Beispiele für Profansierungen aus NRW, dann einen Überblick zur Entwicklung der Profanisierungen seit 1980.
📌 Beispiele für Profanierungen und Nachnutzungen in NRW
Hier eine Auswahl bekannter Fälle:
✅ Kulturkirche Köln-Nippes
– ehemalige evangelische Kirche (erbaut 1862)
– 2001 entwidmet
– heute ein Ort für Konzerte, Lesungen und Kulturveranstaltungen
✅ St. Barbara, Dortmund
– katholische Kirche, 1954 geweiht
– 2006 profaniert
– abgerissen 2008, Gelände wurde bebaut
✅ St. Peter, Dortmund
– 1965 geweiht
– 2007 profaniert
– Nutzung als Sozialkaufhaus
✅ St. Elisabeth, Bochum
– 1957 geweiht
– 2009 profaniert
– heute Wohnhaus
✅ St. Alban, Köln-Mülheim
– 1964 geweiht
– 2008 profaniert
– Umnutzung: heute Kindertagesstätte
✅ St. Thomas Morus, Bonn
– 1957 geweiht
– 2007 profaniert
– abgerissen 2010
✅ Maria Königin, Duisburg-Walsum
– 1959 geweiht
– 2008 profaniert
– heute Supermarkt
📌 Entwicklung der Häufigkeit von Profanisierungen in NRW seit 1980
Die Zahl der Profanisierungen hat sich seit 1980 deutlich erhöht. Dazu ein Überblick:
📌 1980er-Jahre
– Einzelfälle, meist aufgrund von Bauschäden oder demografischen Veränderungen in spezifischen Stadtteilen (z. B. Abwanderung in Ruhrgebietsstädten).
– Die Zahl lag im niedrigen einstelligen Bereich pro Jahr (NRW-weit).
📌 1990er-Jahre
– Zunehmende Profanisierungen v. a. im Ruhrgebiet aufgrund des Strukturwandels (Schrumpfung von Arbeitersiedlungen, Wegzug).
– Erste größere Zusammenlegungen von Pfarreien (besonders katholisch).
📌 2000er-Jahre
– Markanter Anstieg:
– Die katholischen Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn setzten große Pfarreien-Reformen um.
– Zwischen 2000 und 2010 wurden allein im Bistum Essen etwa 100 Kirchen profaniert.
– Ähnliche Größenordnungen in den großen Bistümern Köln und Münster.
– Evangelische Kirchen: ebenfalls Zunahme, aber langsamer (da weniger Kirchengebäude pro Gemeinde vorhanden).
📌 2010 bis heute
– Der Trend hält an, wenngleich der erste „Schub“ (2000er) abflacht, weil viele betroffene Gebäude bereits geschlossen wurden.
– Nach wie vor jährlich mehrere Profanisierungen, v. a. in städtischen Ballungsräumen.
– Nach 2010 häufiger Schwerpunkt auf sinnvolle Nachnutzung / Verkauf statt Abriss.
📌 Einordnung
– Insgesamt wurden in NRW seit 1980 mehrere Hundert Kirchen profaniert, insbesondere katholische.
– Besonders betroffen: Ruhrgebiet (z. B. Essen, Dortmund, Duisburg), Köln, Wuppertal.
– Die Häufigkeit korreliert eng mit Mitgliederschwund, Strukturwandel und demografischen Verschiebungen.
Profanierte Kirchen im Bistum Münster (Link)
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_profanierter_Kirchen_im_Bistum_M%C3%BCnster
Kirche St. Bernhard in Angelmodde wird profaniert (Juni 2025)
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